SPD-Fraktion vor Ort: Konstruktiver Austausch mit dem Team der Beratungsstelle Pro Familia in Lübeck

Die SPD-Fraktion der Lübecker Bürgerschaft besuchte die Beratungsstelle Pro Familia, um sich über das vielfältige Angebot vor Ort zu informieren. Angeregt durch die Vorstellung aller Schwangerenberatungsstellen im Sozialausschuss konnten zahlreiche offene Fragen und Themen direkt mit den Mitarbeiterinnen besprochen werden.

Die Beratungsstelle ist stark frequentiert – der Bedarf steigt kontinuierlich. Allein im Bereich der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung hat das interdisziplinäre Team aus Sozialpädagoginnen, Sexualberaterinnen, einer Erzieherin und einer Theologin in diesem Jahr 632 betroffene Personen in 616 Sitzungen begleitet. Für 76 Gruppen, insbesondere Schulklassen mit insgesamt 1.361 Teilnehmenden, führten zwei Beraterinnen des Teams sexualpädagogische Bildungsangebote durch.

„Es ist erschreckend zu hören, dass in Schulklassen – unabhängig vom Schultyp – zunehmend entwertende und diskriminierende Haltungen gegenüber queeren Jugendlichen und Erwachsenen vertreten werden, die oft aus dem Elternhaus übernommen sind“, so Wolfgang Baasch, Mitglied im Sozialausschuss. „Gleichzeitig trauen sich immer mehr queere Jugendliche, offen über ihre positiven wie belastenden Erfahrungen zu sprechen. Die zunehmende Diversität erfordert eine hohe Integrationsfähigkeit, die nach Einschätzung der Beraterinnen nicht an allen Schulen gegeben ist. Wie sexualpädagogische Bildung mit Lehrkräften vor- und nachbereitet und in den Unterricht eingebettet wird, ist sehr unterschiedlich.“

Auch in der Schwangerenberatung zeigt sich eine wachsende gesellschaftliche Polarisierung, wie Renate Prüß, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion, betont: „Während ressourcenstarke Paare zunehmend mit den Herausforderungen einer Kinderwunschbehandlung konfrontiert sind, entscheiden sich andere Frauen und Familien aus wirtschaftlichen Gründen für einen Schwangerschaftsabbruch. Sie befinden sich in einer Notlage, weil ihr Einkommen nicht ausreicht – etwa für eine größere Wohnung, die sie weder finden noch bezahlen können. Besonders häufig betrifft das die Entscheidung für ein zweites oder drittes Kind.“

Neben den aktuellen Krisen ist auch die Angst vor den hohen Anforderungen, alles „richtig machen zu müssen“, ein wachsender Grund für die Entscheidung gegen Kinder. Der Druck auf Eltern ist unter den derzeitigen Rahmenbedingungen enorm gestiegen. „Zwischen dem Wunsch, Kinder zu haben, und der Entscheidung, sie tatsächlich zu bekommen, klafft laut neuesten Studien eine immer größere Lücke. Das ist eine fatale Fehlentwicklung“, ergänzt Prüß. „Das Recht auf Selbstbestimmung – sich für oder gegen Kinder entscheiden zu können – ist ein hohes Gut. Solange eigene Kinder für viele Eltern jedoch ein Armutsrisiko darstellen, wird diese Selbstbestimmung konterkariert.“

„In diesem Zusammenhang ist die Kostenübernahme für Verhütungsmittel eine zentrale Aufgabe der Schwangerenberatungsstellen“, erklärt Sandra Odendahl, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion. „Von Armut betroffene Frauen greifen teils zu erschreckend untauglichen Mitteln – etwa indem sie Verhütungsmittel teilen oder strecken. Das führt zu ungewollten Schwangerschaften, die seelisch belastend sind und gesundheitliche Risiken bergen.“

Die SPD-Fraktion setzt sich für kostenfreie Verhütungsmittel über das Alter von 22 Jahren hinaus sowie für eine bundesweit einheitliche Regelung ein. „Verhütung ist nicht nur Schwangerschaftsverhütung, sondern auch Gesundheitsprävention“, ergänzt Odendahl.

Wir danken dem Team von Pro Familia für den intensiven und offenen Austausch sowie die Einblicke in die Entwicklung ihrer Arbeit über mehr als 30 Jahre hinweg.

Sozialpolitikerin Renate Prüß abschließend: „Die SPD-Fraktion wird die wichtige Arbeit von Pro Familia weiterhin unterstützen. Einsparungen im sozialen Bereich dürfen auch in Lübeck kein Thema sein – darum lehnen wir Kürzungen bei Pro Familia und den Mitteln für Verhütungsmittel entschieden ab. Wir Sozialpolitiker:innen werden uns dafür stark machen.“